Startschuss zur Kirchenrenovierung von St. Veit

Beim Blick auf die Veitskirche sind noch immer keine Anzeichen zu erkennen. Wenige hundert Meter bergab im evangelischen Pfarramt laufen die Vorbereitungen und Planung für die Renovierung des historischen Kirchengebäudes aber bereits seit mehreren Monaten auf Hochtouren. Und nach Ostern ist es nun endlich soweit. Mitte April werden die mit knapp über 700 000 Euro veranschlagten Instandsetzungsmaßnahmen am und im Kirchenschiff endlich beginnen und damit auch für die Öffentlichkeit sichtbar werden.

Tatsächlich beschäftigt sich die Kirchengemeinde sogar schon seit mehreren Jahren mit der Sanierung des Kirchengebäudes aus dem 14. Jahrhundert. Die ersten konkreten Gedanken zur Renovierung der Veitskirche machte sich der Kirchenvorstand bereits 2016. Was anfänglich nur als kleine Innensanierung mit einigen „Schönheitsreperaturen“ geplant war, entpuppte sich schnell als großangelegtes Sanierungsprojekt. Neben abblätterndem Putz und feuchten Wandstellen entdeckten die Planer auch statische Probleme am Kirchengebäude, die zwar keine akute Gefahr darstellen, aber dennoch unbedingt behoben werden müssen. Ursache für das statische Ungleichgewicht am Gebäude waren wiederum verschiedene Umbaumaßnahmen aus vergangenen Jahrhunderten, die damals noch ohne statische Berechnung erfolgten. Um beispielsweise die zweite Empore oder die Orgel einzubauen, wurden tragende Balken damals einfach versetzt oder zum Teil ganz entfernt. 

Kirchenrenovierung: Abstützung der Empore
Bildrechte Johannes Meisinger

Was die statische Absicherung des Gebäudes anbelangt wird sich am äußeren und inneren Bild der Kirche jedoch kaum etwas verändern. Dem Planer Roland Ostertag des beauftragten Architekturbüros Hilpert und Kollegen aus Burgfarrnbach, das bereits die Sanierung des Kirchturms durchgeführt hatte, ist es gelungen fast alle statischen Maßnahmen unsichtbar verbauen zu können. Lediglich ein dünner Zuganker wird künftig am Fuß der zweiten Empore im vorderen Teil des Kirchenschiffs quer durch das Gebäude verlaufen. 

Deutlich sichtbar für alle künftigen Kirchenbesucher wird dagegen die Erneuerung des Fußbodens. Die bei der letzten Kirchensanierung in den 1970er Jahren eingebauten Fliesen werden komplett herausgerissen und, auch auf Wunsch der Denkmalschutzbehörde, durch einen historischen Sandsteinboden ersetzt. Unter den Kirchenbänken wiederum soll, selbstverständlich völlig barrierefrei zum restlichen Bodenaufbau, ein Holzdielenboden eingebaut werden, der gerade in den Wintermonaten den Gottesdienstbesuchern ein wärmeres Raumklima spenden soll. 

Kirchenrenovierung: Fußboden
Bildrechte Johannes Meisinger

Für ein besseres Raumklima soll künftig auch eine neue Fußbodenheizung in der Veitskirche sorgen, Außerdem stehen die Überprüfung sämtlicher Elektroleitungen und der Austausch des Schaltschranks inklusive moderner Licht-, Heizungs- und Glockenschlagwerkssteuerung genauso auf dem Sanierungsplan, wie die komplette Erneuerung der Dachziegel auf dem Kirchenschiff. Zum Abschluss der Bauarbeiten werden dann auch noch alle Altäre, die während der Bauphase sicher verpackt vor Staub und Dreck in der Kirche verblieben, fachkundig vom Staub der vergangenen Jahrzehnte befreit. 

Kirchenrenovierung: Ortstermin mit dem Bauausschuß
Bildrechte Johannes Meisinger

Auch wenn noch viel Arbeit vor der Kirchengemeinde liegt, ist Pfarrer Johannes Meisinger dennoch sehr froh, dass es jetzt endlich richtig losgeht mit den Bauarbeiten. „Viele, viele Stunden“ sind er und die Mitglieder des Bauausschusses des Kirchenvorstandes in den vergangenen Monaten mit den Planern und den zuständigen Stellen von Landeskirche oder Denkmalschutzbehörde zusammengesessen. Dass die Köpfe aller Beteiligten dabei mehr als einmal geraucht haben, bestätigt Pfarrer Meisinger und fügt zur Erklärung nach: „Trotz der kunsthistorischen Bedeutung unserer Kirche renovieren wir hier kein Museum, sondern einen Raum der nach der Sanierung wieder mit Leben gefüllt werden soll.“ Besonders freut es ihn deshalb auch, dass beispielsweise durch den Einbau neuer Licht- und Tontechnik, aber auch mit Hilfe eines fest installierten Beamers künftig wieder zeitgemäße Gottesdienste vom klassischen Sonntagsgottesdienst über Familiengottesdienste bis hin zu Jugendandachten in der dann in neuem Glanz erstrahlenden Veitskirche gefeiert werden können. 


 

Update zum Stand der Kirchensanierung (Juli 2021)

Portal mit Gerüst Inzwischen sind die Sanierungsarbeiten an der Veitskirche auch nach außen hin sichtbar. Mitte Juli wurde das Kirchenschiff eingerüstet, da in Kürze die statischen Sanierungsarbeiten am Dachstuhl beginnen werden. In der Kirche laufen die Renovierungsarbeiten aber seit Mitte April bereits auf Hochtouren. Im Innenraum ist das Gotteshaus derzeit kaum wiederzuerkennen.

Fotostrecke zur Kirchensanierung (Oktober 2021)

Architekt Roland Ostertag zeigte unserem Fotografen Matthias Kronau, warum diese Maßnahmen unumgänglich sind. Beim Ortstermin in der Veitskirche zeigt uns Architekt Roland Ostertag, warum die statische Sanierung des Dachstuhls notwendig ist und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen.

"Gute Architektur kann nur im Dialog mit dem Bauherrn entstehen."

Architekt Roland Ostertag zeigte unserem Fotografen Matthias Kronau, warum diese Maßnahmen unumgänglich sind. Ein Interview mit Architekt Roland Ostertag zur Innenrenovierung der Veitskirche. Roland Ostertag ist Architekt aus Veitsbronn. Er lebt und arbeitet seit 1993 in Parma. Als Architekt widmet er sich mehrere Jahre in Zusammenarbeit mit Guido Canali der Restaurierung historischer Gebäude, unter anderem der Galleria Nazionale in Parma, Santa Maria della Scala in Siena und des Dommuseums in Mailand. Seit 2018 arbeitet er mit dem Architekturbüro Hilpert + Kollegen aus Burgfarrnbach zusammen.

Eine ganze Kirche in neuem Glanz

Durchblick durch den offenen Kirchendachstuhl auf Veitsbronn und Siegelsdorf

Dass die Veitskirche grundlegend renoviert wird, war in den letzten Monaten auch in den umliegenden Dörfern nicht zu übersehen.