Vielleicht haben Sie es gehört oder waren dabei. Das dritte Programm des Bayerischen Rundfunks war in Veitsbronn. Angeregt durch ein Schreiben von Inga Feder, hatte sich der BR bei uns gemeldet: Die Veitskirche kommt in die Sendung „Stationen – Irgendwie evangelisch“. Es wird über die Kirchenrenovierung berichtet, von uns Mesnerinnen und den Hochzeitsgeschichten rund um den Friedhof.
Am 16. Oktober war es soweit. Für einen Beitrag von vier Minuten kam ein Filmteam aus Nürnberg und München an die Veitskirche. Sechs, sieben Stunden sollten die Dreharbeiten dauern. Sie mussten aus organisatorischen Gründen auf fünf Stunden beschränkt werden. Im Nachhinein wäre mehr Zeit gut gewesen. Man glaubt nicht, wie schnell die Zeit vergeht.
Wir beiden Mesnerinnen waren sehr aufgeregt. Welche Fragen werden sie uns stellen? und vor allem, welche Antworten sollen wir geben? Am besten so, dass es jeder sofort versteht. Dass unsere Beiträge nicht missverstanden werden. Wie drückt man es aus, dass kirchliches Leben und Glaube keineswegs unmodern sind?
Wir suchten Rat bei unseren Familienmitgliedern für das Interview. Ihre Kommentare: „Der Beitrag dauert vier Minuten. Seid einfach ihr selbst und redet nicht so geschwollen, einfach, wie euch der Schnabel gewachsen ist.“ Die reden sich leicht! Die müssen ja nichts sagen.! Ok. Lassen wir es auf uns zukommen. So etwas wird doch immer mehrmals aufgenommen, oder?
Am Morgen der Dreharbeiten dann die wichtige Frage: „Was ziehen wir nur an?“ Brigitte, mit ihren dunklen Haaren der Herbsttyp, das passt. Sigrid, der blonde Frühlingstyp in Sonnengelb. Und dazu ein kleines Halstuch in blau und gelb. Welchen Eindruck so ein Halstuch macht, war mir nicht bewusst. Nach Ende der Dreharbeiten nahm ich mein Halstuch ab. Daraufhin die Bemerkung vom Beleuchter: „Aha! Jetzt wird die Dienstkleidung gewechselt!“ Er dachte wirklich, es gibt eine Berufskleidung für Mesnerinnen, wie die Hamburger-Verkäuferin bei McDonalds oder wie eine Stewardess von Thomas Cook (die sind ja nun pleite und arbeitslos). Wir sind noch am Überlegen, ob das nicht vielleicht eingeführt werden sollte. Eine allgemein gültige Dienstkleidung für Kirchendiener, am besten landesweit. Sollten Sie jemanden treffen, der ein Halstüchlein neckisch um den Hals trägt, könnte es sein, dass es einer der vielen ehrenamtlichen Mesner(innen) der Gemeinde ist. Vielleicht werden wir so besser erkannt, wenn wir nach dem Gottesdienst mit unserem Kollektenkörbchen am Ausgang stehen. So manche Begebenheit darüber wäre eine Geschichte wert.
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Brigitte Gömmel als Ehrenmesnerin wollten wir auch dabeihaben. Sie könnte eine Menge erzählen. In der letzten Bankreihe wartete sie auf ihren Auftritt. Und wartete, und wartete…, leider kam es nicht dazu. Auch für Hans Feder war es leider eine vergebliche Wartezeit. Sein fachmännisches Wissen über die Veitskirche hätte den Rahmen der Minireportage gesprengt. Nein, keine Fragen an die beiden und welche Funktion sie in der Kirche jahrelang ausüben. „Es sind doch nur vier Minuten Sendezeit.“, lautete die Anweisung der Redakteurin. Sie harrten trotzdem bis zum Schluss aus. Herzlichen Dank dafür!
Die erste Szene war ganz gut im Kasten und Pfarrer Meisinger beantwortete souverän und professionell die Fragen zum Stand der Renovierungsarbeiten. Die Frage an ihn, was er von uns beiden „Engeln“ hält, fanden wir doch charakteristisch ein wenig verdreht. Wir sind keine Engel! Da müsste man höchsten ein „B“ davorsetzen.
Nun war es soweit: Die Redakteurin stellte uns einige Fragen. Wir antworteten meistens oder zumindest einige Male geistesgegenwärtig und dann…war alles im Kasten. Keine zweite Chance. Keine Wiederholung, um die Antwort besser zu formulieren, artikulieren, zu phrasieren. Wir können zum jetzigen Zeitpunkt (Ausstrahlung ist am 30. Oktober) nicht sagen, welche intelligenten, scharfsinnigen und überlegten Antworten wir gegeben haben. Es ging so schnell. Unser Gehirn hatte sich abgeschaltet.
Es folgten zwei Szenen, wie wir beide die Liednummern an die Tafeln steckten oder ein Abendmahl vorbereiteten. Diese Einstellung durften wir, obwohl wir die Handhabung dieser Vorgänge ja wie im Schlaf beherrschten, mehrmals wiederholen, vielleicht, weil wir dabei stumm sein mussten.
Anschließend kam der Dreh mit unseren Hochzeitsgeschichten. Bei strahlendem Sonnenschein waren etwa 25 Personen gekommen, die unser Publikum waren. Das BR-Team war begeistert über so viele Statisten. Wir hoffen, dass viel davon im Beitrag zu sehen ist.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten. Bei dem super Publikum, das sich kurzfristig am Morgen Zeit genommen hat. Bei Brigitte Gömmel und Hans Feder, die in der letzten Bank verweilten und nicht zum Zuge gekommen sind. Bei Inga Feder, die durch ihr Anschreiben an den BR alles ins Rollen gebracht hat. Bei allen begeisterten Gästen, die unsere Führung besucht haben und die uns animieren, im nächsten Jahr weiter zu machen.
Sehr viele bringen sich ein, um das Gemeindeleben lebendig zu gestalten. Die Renovierung der Veitskirche liegt auf vielen Schultern. Das wäre doch einen weiteren Filmdreh wert. Vielleicht kommt der BR wieder, wenn die Renovierung abgeschlossen ist. Dann lassen wir uns aber nicht abspeisen mit vier Minuten, unter 30 Minuten geht das nix!
Gottes Segen und Begleitung wünschen Ihnen Sigrid Schilmeier und Brigitte Sulzer.